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Das Endocannabinoidsystem
Hier erfahren Sie alles über den eigentlichen Wirkmechanismus körpereigener Cannabinoide, die auch Endocannabinoide genannt werden. Sie sind an verschiedenen Körperfunktionen beteiligt und ihre Produktion und ihr Abbau findet nicht nur beim Menschen, sondern fast im gesamten Tierreich statt.

„Der menschliche Körper ist das komplexeste System, das je geschaffen wurde. Je mehr wir darüber erfahren, desto mehr schätzen wir, was für ein reichhaltiges System es ist."
BILL GATES
Geschichte
In den sechziger und siebziger Jahren wollte man die illegale Droge THC und ihre Wirkungsweise genauer verstehen. Dies führte zur Entdeckung des Endocannabinoid-Systems im menschlichen Körper. Der erste Endocannabinoid "N-Arachidonylethanolamid" wurde Ende der 90er Jahre im Körper entdeckt und nur wenige Jahre später, 1995, das zweite Endocannabinoid "2-Arachidonoylglycerol" wurde gefunden.
Bevor das Endocannabinoid-System in unserem Körper vollständig erforscht wurde, ging man davon aus, dass Cannabinoide eine ähnliche Wirkungsweise haben wie andere Drogen wie Alkohol, also eine unspezifische Reaktion. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass - verglichen mit der Wirkungsweise von Alkohol - spezifische Rezeptoren an diesem gesamten Endocannabinoid-System beteiligt sind und dass es sich daher um einen spezifischen Mechanismus handelt.
Cannabinoid-Rezeptoren
CB1-Rezeptor
Da dieser Rezeptor nicht nur im Nervensystem, sondern in fast allen Organen und Geweben unseres Körpers vorkommt, wird der umgangssprachliche Begriff „Gehirn-Cannabinoid-Rezeptor“ ist irreführend. Dies hat historische Gründe, da bisher angenommen wurde, dass die Wirkung nur auf das Nervensystem sowie im Gehirn erfolgt. Allerdings variiert die Zahl der Rezeptoren in den verschiedenen Geweben und im Gehirn, genauer gesagt in den Basalganglien und dem Hippocampus, sind die meisten Rezeptoren vorhanden. Die Basalganglien spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewegungskoordination, während der Hippocampus entscheidend für die räumliche Orientierung und das Langzeitgedächtnis ist.
Der Rezeptor ist finden sich nur in geringen Konzentrationen im Hirnstamm, der für die Steuerung lebenswichtiger Funktionen wie Atmung und Kreislauf verantwortlich ist.
Eine Aktivierung davon Rezeptor schützt das Nervensystem vor Übererregung. Dies geschieht durch die Hemmung anderer Neurotransmitter, Stoffe, die im Nervensystem freigesetzt werden, wie Acetylcholin, Dopamin oder Serotonin.
CB2-Rezeptor
Wie CB1-Rezeptoren sind CB2-Rezeptoren im ganzen Körper zu finden. Die meisten dieser Rezeptoren finden sich jedoch auf Immunzellen wie Makrophagen und B-Lymphozyten. Daher haben diese Rezeptoren einen signifikanten Einfluss auf die Regulation von Entzündungsaktivitäten in unserem Körper. Bei Säugetieren sind die CB2-Rezeptoren besonders wichtig, um schädliche äußere Einflüsse abzuwehren, wobei das Endocannabinoid-System einen wesentlichen Beitrag leistet.
Andere Rezeptoren
Verschiedene Endocannabinoide können auch an Vanilloidrezeptoren und andere Rezeptoren binden. Dies führt zu einem noch komplexeren System mit diversen unterschiedlichen Endocannabinoiden, die unterschiedliche Bindungsstellen bevorzugen, und jede Bindung oder das Fehlen dieser Bindungen kann mit einem Krankheitsmuster in Verbindung gebracht werden.
Endocannabinoide
Wie oben erläutert, wurden die ersten beiden Endocannabinoide, N-Arachidonoylethanolamid (auch Anandamid genannt) und 2-Arachidonoylglycerol, Ende der 1990er Jahre entdeckt. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl anderer körpereigener Cannabinoide, die ähnliche Strukturen wie die oben genannten aufweisen. Viele von ihnen sind jedoch noch nicht vollständig erforscht und daher ist ihre Funktion in unserem Körper noch nicht vollständig geklärt.
Die Endocannabinoide werden permanent produziert und wirken rückwirkend auf die Aktivität von Neurotransmittern. Rückwirkend bedeutet in diesem Sinne, dass nicht die Nervenzelle, die normalerweise ein Signal sendet, die Endocannabinoide produziert, sondern die Empfängerzelle. Endocannabinoide werden vermehrt freigesetzt, sobald die Konzentration von Neurotransmittern im Nervensystem (wie Dopamin, Acetylcholin, Noradrenalin) erhöht ist. Dadurch werden die Cannabinoid-Rezeptoren zunehmend aktiviert, was wiederum zu einer Hemmung der Aktivität der Neurotransmitter führt.
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Ist die normale Funktion der Neurotransmitter gestört, kann dies mit verschiedenen Erkrankungen in verschiedenen Organen verbunden sein. Daher ist das Endocannabinoid-System können auch Teil von Krankheiten sein. Beim Tourette-Syndrom beispielsweise versucht der Körper über genau diesen Mechanismus eine Selbstheilung zu erreichen und so die Symptome zu beseitigen. In diesem Fall wird das Endocannabinoid-System gestärkt.
EIN Mangelnde Aktivität dieses Systems hat Einfluss auf unseren Körper und kann an Krankheiten beteiligt sein. Dies ist beispielsweise bei einem Reizdarmsyndrom oder bei Migräne der Fall. Grund dafür könnte Vererbung sein.
Etwa 200 Anandamid-ähnliche Subcances wurden nur im Gehirn entdeckt. Einige dieser Stoffe binden ausschließlich an den CB1-Rezeptor, andere nur an den CB2-Rezeptor. Somit lassen sich auch die Endocannabinoide gruppieren, denn je nachdem an welchen Rezeptor sie binden, hat dies einen entsprechend unterschiedlichen Einfluss auf den Körper und damit verbundene klinische Muster.
Die Hauptaufgabe des Endocannabinoid-Systems im Gehirn ist die Stress- und Angstbewältigung. Auch bei Depressionen spielt es eine wesentliche Rolle. Müssen Nervenzellen neu gebildet werden, hat dieser Mechanismus auch etwas mit dem Endocannabinoid-System zu tun. Durch die Beeinflussung des Belohnungssystems, die mit Drogenabhängigkeit, Lust auf Süßes oder auch Spielsucht verbunden ist, wird die Leistungsfähigkeit, Lernfähigkeit und auch das Gedächtnis beeinflusst.